Karl-Heinz Klopf

Karl-Heinz Klopf
PLANOBJEKTE


Strobl
Am Kochfeld
Chrystie Street
Davidgasse
Casa do Pinhão
Santa Fé


Diese Namen bezeichnen Orte, an denen ich längere oder kürzere Zeit gelebt oder gearbeitet habe. Es sind Plätze an die ich mich gerne erinnere, die im biografischen Kontext persönliche Bedeutung haben und wo ich mich jetzt noch manchmal aufhalte. Sie sind Fixpunkte meines Bewegungsradius', die bei einer Zusammenstellung eine chronologische Ordnung ergeben.

Von den hier genannten und von vielen anderen Plätzen sind aus der Erinnerung, und daher massstäblich ungenau, lageplanartige Darstellungen („Planobjekte“) entstanden, die erstmals in größerem Rahmen im April/Mai 1993 in der Wiener Secession ausgestellt wurden.
Die Ausführung dieser flachen Objekte — strähniger Pinselstrich mit Lack auf Plane und über kräftige Rahmen gespannt — weisen Bezüge zu verschiedenen künstlerischen Disziplinen und kulturellen Phänomenen auf: Malerei (Pinselauftrag), Ready Made (Plane), Objekt (Volumen), architektonische Darstellung (Grundriss), Gebäude (weißer Wandanstrich). Das Planobjekt erreicht in der Wahrnehmung durch diese Verdichtung der Disziplinen und Kategorien eine Art Schwebezustand, der für mich auch ein Synonym für die Ambivalenz von Orts- und Raumempfindungen darstellt.

Erinnerungen an gelebte Orte erzeugen eine gedanklich-räumliche Spur, die die Empfindungen am realen Ort der Gegenwart beeinflussen können. In Wechselwirkung zwischen real und mental entstehen schwebend empfundene, virtuelle Räume.

Die Planobjekte generieren in abstrahierter Form das durch die Spur der räumlichen Erinnerung gebildete Netz abwesender Orte. Als Modell und Zeichen der Reflexionen verstofflichen sie auch ein Thema, dessen Fassbarkeit sich durch die globale Mobilität und die „reisenden Orte“ verändert und erweitert hat: die Identifikation mit Orten und die Suche nach örtlicher Zugehörigkeit.

Anzahl und Auswahl für diese Publikation (Dokumente zur Architektur / HdA) haben sich aus dem möglichen Umfang und aus der Proportion des Formates ergeben. Es wurden dafür von den anfangs erwähnten Orten ausgehend sechs Planobjekte (weisser Lack auf dunkelblauer Plane, 32,5 x 48,5 x 3,0 cm) realisiert, deren Vorderseiten hier in Originalgröße, aber mit einer vom Original abweichenden Farbgebung und im Negativ, abgebildet sind.


Erschienen in: Dokumente zur Architektur, HdA, Heft 3. Graz, 1994

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