Karl-Heinz Klopf

PLANEN

1993
Secession, Wien

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In der Austellung Planen bespielte der Künstler alle Etagen der Secession. In den Räumen der Kellergalerie waren „Planobjekte“ auf dem Boden verteilt angeordnet und bildeten somit eine Art imaginäre Stadt aus persönlichen Orten, die man begehen konnte. Im Ver-Sacrum-Raum im Eingangsgeschoss sah man das Video Platz (1992) auf einem Monitor, der auf einer langen, raumgreifenden Konsole platziert wurde. An der gegenüberliegenden Wand war auf einer Plane das Wortfragment „Yok“ zu lesen. In der obersten Etage, im Grafischen Kabinett, installierte Klopf an drei Wänden eine Auswahl von „Kaschierungen“ (1989–1991).

(Planen, 1993; Acryllack auf Plane, 410 x 300 cm; Secession, Wien; 7. April–16. Mai 1993) 

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Ein Labyrinth von Bildkörpern mit Planausschnitten am Boden, die Kaschierung, von Bildklischees, die statische Einstellung eines Platzraumes auf einem Monitor, eine fragmentierte Buchstabenreihe auf einer raumhohen Plane sind die Elemente einer Ausstellung, die Karl-Heinz Klopf in drei Etagen des Hauses vorführt. Die mehrfach stellvertretenden Wirklichkeiten kulminieren auf den ersten Blick zu einer konkreten Poesie, deren abstrakte Durchgängigkeit nach dem Schlüssel suchen lässt, der uns ein auf den ersten Blick abwesendes Prinzip eröffnet. Die Anwesenheit von Welt in den Artefakten ist evident, jedoch in Zeichen, die pars pro toto nur das zeigen, was sich zeigen lässt.

Das Monitorbild, der fragmentierende Ausschnitt, die (Über)Kaschierung, die schematische Darstellung (Grundriss) sind letztlich Übersetzungen in eine stark abstrakte, jedoch einfach und eindeutig lesbare Piktogrammatik, ohne die traditionellen Bildproduktionsmittel aufzugeben. Der mehr oder minder konkreten Abwesenheit des Ortes oder des Sujets zugunsten einer all Gemeineren Auffassung vom Ort als Typus steht die Anwesenheit des Bildes gegenüber. Das heißt, die bestimmende Präsenz des Bildes hebt das Sujet oder den Ort auf und läßt dieses oder diesen in der generierenden Mechanik des Bildapparates untergehen. Gerade die Planobjekte als räumliche Gebilde kontrastieren die zweidimensionalen schematischen Grundrisszeichnungen derart, dass die „Höhentiefe“ des Bildes gleichsam eine allegorische Verlängerung der Grundrisszeichnung in die dritte Dimension bewirkt, ohne dass die Zeichnung dies zum Beispiel mittels Perspektive tut. Durch das konstruierte Diagramm (Grundriss) wird ein aus der Abwesenheit generiertes Produkt erzeugt, welches wir Erinnerung nennen und die Funktion einer menschlichen Syntheseleistung ist: der Zeit.

Die Kaschierung gibt nur eine Ahnung von dem unterlegten „Klischee“ und wirkt damit wie ein Nachbild eines verschwundenen Bildeindruckes. Zu den vorhin beschriebenen abwesenden Orten gesellt sich hier das nur mehr zu ahnende Sujet. Karl-Heinz Klopfs Bilder fordern nicht die Energie vom Betrachter in Folge der Dynamisierung der planen Bildfläche (Komposition, Verfremdung u. ä.), sondern sie schichten den Erzeugungsprozess auf und ab im Sinn einer oszillierenden zeitlichen Tiefenstruktur des Werdens und Vergehens von Bild. Auch die Verschwindung des Motives schreibt sich in den Prozess der Entstehung ein. Die kleinere Dynamik des Bildaufbaus, der Komposition, der Auflösung etc. wird zugunsten einer größeren Bewegung der existentiellen neuen Wirklichkeit von Bild aufgehoben, ohne das alte Bild als Wahrnehmungsapparat zu entlassen.

(Adolf Krischanitz, Einführung in die Ausstellung Planen, erschienen in Karl-Heinz Klopf – Planen, Secession, Wien 1993)

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